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«Dr. Doom» in Zürich: «Der Lebensstandard verschlimmert sich derzeit für die meisten»
Inflation, Börsencrash und Anlagetipps: Der bekannte Börsenguru Marc Faber war in Zürich und gab Einblick auf seine Sicht der Finanzwelt.
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Darum gehts
Der Finanzexperte Marc Faber trat am Donnerstagabend in Zürich auf.
Er hat keine gute Aussicht auf die Weltbörse.
Im Notfall sei Bargeld immer noch das Beste, sagte er.
Marc Faber ist einer der bekanntesten Börsengurus der Welt. Der 77-jährige Schweizer sah den Crash an der Wall Street, den schwarzen Montag im Oktober 1987, voraus. Faber gibt den Gloom Boom & Doom Report heraus und wird deshalb auch «Dr. Doom» genannt.
Als der Finanzblog «Inside Paradeplatz» am Donnerstagabend in Zürich ein Podium mit Faber veranstaltete, war das Interesse riesig. Zahlreiche Finanzleute wollten ihn sehen. Faber sprach sich für den Liberalismus aus, also möglichst wenig Staat.
20 Minuten war beim Podium mit dabei. Das sind die Thesen von «Dr. Doom»
These 1: Der heutigen Generation geht es erstmals schlechter
Die Restaurants in Zürich seien zwar voll, weshalb man meinen könnte, dass es der Wirtschaft gut gehe, aber das seien meist Touristen. «Der Lebensstandard verschlimmert sich derzeit für die meisten. Die Löhne steigen meist weniger stark als die Preise», sagt Faber. Überall in Asien ausser vielleicht in Indien verdienten 35-Jährige weniger als ihre Eltern. «Das ist die erste Generation, der es schlechter geht. Sie kann sich kein Haus kaufen und oft nicht mal die Miete zahlen», so Faber.
These 2: Notenbanken sind schuld an der Inflation
Von 1800 bis 1900 sei das Wachstum in den USA wesentlich grösser gewesen als heute, weil es keine Notenbank gab, sagt Faber. «Heute sind die Staaten derart verschuldet, dass die Notenbanken nur Geld drucken können, was die Inflation beschleunigen wird. Inflation kommt immer durch Staatsausgaben und Gelddrucken. Regierung und Notenbank sind das gleiche. Aber die Inflation ist eine illegale Steuer», so der Börsenguru. Darüber jubelten die Banken, während die meisten sehr viel verlieren würden.
These 3: Der Dollar wird keine Leitwährung mehr sein
Die USA verliertzusehends an Macht, während das Brics-Staatenbündnis mit Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika zusätzlichen Staaten aufnehme. Die Amerikaner seien besonders gut darin, sich unbeliebt zu machen. «Die USA haben Währungsreserven von Russland und anderen Staaten eingefroren, die Welt traut dem amerikanischen System nicht mehr.» Auch Europa habe vom Wachstum der USA nicht profitiert. Jetzt gebe es mehr Handel in anderen Währungen und der Dollar werde irgendwann keine Leitwährung mehr sein.
These 4: Kleine Anleger sind immer im Nachteil
Beim Geld anlegen hätten professionelle Händler den Vorteil, dass sie sehen, was gekauft wird. Kleine Anleger hätten nicht diesen Einblick und seien deshalb immer im Nachteil. «Dafür zahlt man bei der Bank mit einer Million mindestens zwei Prozent Spesen. Ein schlauer Anlageberater nimmt fünf bis sieben Prozent ab», sagt Faber. Die Infrastruktur des Finanzsystems zahle der Kunde, dazu gehören nicht nur die hohen Bürogebäude der Banken.
These 5: Geld in verschiedenen Weltregionen verteilen
Faber empfiehlt beim Anlegen eine geographische Diversifizierung. «Amerika, Kanada, Australien und Grossbritannien gehören zusammen, wenn die USA etwas enteignen wollen, ist es dort nicht sicher.» Er empfehle eine Aufteilung beispielsweise in Europa, Singapur und weiteren Ländern, was aber für kleine Anleger schwierig sei. Wichtig seien auch verschiedene Anlagen wie Aktien, Immobilien und Edelmetalle. «Gold hat sich besser gehalten als die Schweizer Börse», sagt Faber.
These 6: Im Notfall hilft nur Bargeld
Die alte Weisheit, zehn Prozent des Vermögens ins Sparkonto einzuzahlen, gelte nicht mehr. «Obligationen und Bankendepots waren früher sicher, aber heute ist nichts mehr sicher», sagt Faber. Er empfiehlt, einen Teil des Geldes in Münzen zu halten. Manche sagten ihm, er sei altmodisch und solle Geld in Bitcoin anlegen. Doch wenn die Kryptowährung plötzlich als illegal gelte oder wenn die Elektrizität ausfalle, helfe nur Bargeld.
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These 7: Der nächste Börsencrash kommt
Faber sagt, er habe keine gute Aussicht auf die Weltbörse. Es sei erstaunlich, dass sich die Börsen bisher so gut gehalten haben in Anbetracht der Baisse an den festverzinslichen Papieren. Der Finanzmarkt sei viel stärker gewachsen als die Realwirtschaft und sei nun weltweit viermal so gross. «Das wird sicher korrigiert werden, wann das soweit ist, ist nicht voraussehbar, es kann noch eine Zeit lang dauern bis zum Crash, aber die Verschuldung ist zu hoch.»
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